Am 25. Dezember 2024 um 19.18 Uhr ging eine beeindruckende Karriere zu Ende. Nach mehr als 7.900 gefahrenen und exakt 1.405 gewonnenen Rennen hat Jörg Hafer nach der Fahrt mit Time of Departure seine Fahrerleinen an den Nagel gehängt. Dem Trabrennsport will der Inhaber eines Versicherungsbüros aus Herten und vierterfolgreichste deutsche Amateur aller Zeiten aber treu bleiben. Wie es ihm nach der Entscheidung geht, worauf er gerne zurückblickt, und was er nun alles vorhat, darüber hat der 65-Jährige mit Melanie Bäumel-Schachtner zwei Tage nach seinem Karriereende ganz entspannt und gut gelaunt am Telefon geplaudert.
Ich sage absolut: „Jetzt ist es gut!“ Das war es jetzt, mehr geht nicht.
Na ja, natürlich hätte ich gerne mit einem Sieg aufgehört, aber so schlimm ist es jetzt auch nicht. Ob ich jetzt 1405 Rennen gewonnen habe oder 1406 – das macht den Kohl nicht fett. Das Wichtigste ist, dass ich mit mir selbst absolut im Reinen bin. Ich stehe voll und ganz hinter meiner Entscheidung.
Es gab einige Sachen, die mich enttäuscht haben, auch von Trainern und Besitzern. Und dann kommt dazu, dass ich nach 35 Jahren alles gewonnen habe, was es zu gewinnen gab. Somit konnte ich jetzt abschließen.
Nein, jetzt nicht mehr. Jetzt ist alles vergessen.
Die Entscheidung war reiflich überlegt. Im Oktober begann ich, darüber nachzugrübeln und ich habe dann meiner Frau gesagt: „Jetzt ist Schluss.“ Sie wollte es erst nicht ganz glauben und sagte, ich solle es mir nochmal überlegen, aber mein Entschluss war gefallen.
Ich habe tatsächlich viele positive Resonanz bekommen, von Hamburg bis München, von Berlin bis Straubing. Aber ich halte es für besser, wenn man geht und die Leute sagen „Schade, dass er aufhört“ als wenn sie sagen „Wann endlich hört er denn jetzt auf?“ Unter uns, da gäbe es manchen, der das auch beherzigen sollte, und damit meine ich auch einige Profis, bei denen es nicht schlecht wäre, diesen Gedanken zu haben.
Ja, allein schon aufgrund der beruflichen Nähe werde ich noch nach Gelsenkirchen kommen, so weit rumfahren auf die anderen Bahnen werde ich allerdings nicht mehr wie früher. Mein Bruder ist ja auch noch im Sport tätig und ich werde mich weiterhin informieren. Ich verschwinde jetzt erstmal kurz ein wenig aus der Öffentlichkeit, aber wenn ein wenig Zeit vergangen ist, dann werde ich wieder zur Bahn kommen.
Ja, in Paris einen Tag vor dem Prix d’Amérique zu gewinnen, war schon ein besonderer Moment. Da war die Bahn voll und es war einfach nur großartig. Aber auch die Fritz-Brandt-Siege mit eigenen Pferden waren toll und die deutsche Amateurmeisterschaft. Es stimmt wirklich: Mir hat jeder Sieg große Freude gemacht. Ich habe auch in Helsinki, Wolvega, Österreich und Treviso gewonnen, das waren schöne Erfolge.
Oh ja – das sag ich Ihnen!
Ach, wenn man von klein auf damit zu tun hat, dann hat man einfach einen anderen Bezug zu Pferden als ein Quereinsteiger. Ich bin ja quasi im Stall aufgewachsen.
Oh ja, das habe ich mir aber nicht ausgesucht. Da wurde ich quasi dazu gezwungen.
Es gab schon zwei, drei Stürze und ich war auch im Krankenhaus. Aber auch, wenn es schmerzhaft ausgegangen ist, habe ich doch immer wieder weitergemacht.
Das Wichtigste ist: Sie sollen den Sport mit Freude und Spaß ausüben. Und sie sollen auf ihre Gesundheit achten. Dann kommen irgendwann auch die Siege. Heutzutage ist es aber nicht so leicht, so viele Rennen zu gewinnen. Es gibt ja so viel weniger Renntage und daher auch so viel weniger Amateurfahren. Früher, da war ja im Westen fast jeden Tag Renntag. Auch ein guter Amateur wird nicht mehr 1400 Siege zusammenbringen.
Ja, es ist ganz bitter, da ist ganz viel Wehmut dabei. Es wurde viel falsch gemacht beim Management, ich weiß nicht, ob man das alles nochmal umkehren kann.
Es müssten viel mehr Leute zur Bahn kommen. Die Rennen müssten attraktiver werden und es müssten genügend Pferde gezüchtet werden. Dazu müssten die Rennpreise nach oben. Das ist durch Frankreich aber immerhin schon besser geworden.
Wenn schon, dann Frankreich. Die Rennen sind schon schön anzusehen, es ist auch interessant aufgrund der Distanzen, gerade über den längeren Weg ist es sehr spannend.
Nein, beruflich auf keinen Fall, mein Beruf macht mir immer noch großen Spaß. Der füllt mich auch aus. Ich werde weiterhin mit meiner Frau dreimal in der Woche ins Fitness-Studio gehen, auch, wenn ich es nun zum Rennenfahren nicht mehr brauche, aber ich werde meine Freizeit weiterhin sportlich genießen.
Ich glaube nicht, ich habe zu meiner Frau gesagt: „Schatz, ich weiß mich zu beschäftigen!“ Grundsätzlich möchte ich mehr in den Urlaub fahren und auch übers Wochenende weg, vorher war ja immer alles auf Rennbahn abgestimmt. Das werden wir jetzt genießen. Ja, ich bin mit mir selbst im Reinen – und ist das nicht das Wichtigste?