Interview mit Andreas Helfenbein, geführt von Thorsten Castle
(Interview transkribiert, zum Original-Video-Interview geht es hier)
Thorsten Castle:
Herzlich willkommen zu einer neuen Rubrik. Heute im Interview: Andreas Helfenbein – worüber ich mich sehr freue. Andreas hat mich durch meine gesamte Zeit im deutschen Galopprennsport begleitet. Ich habe ihn bewundert, wenn er im Sattel saß. Zwei Gruppe-I-Siege, 1.665 Rennsiege in Deutschland – das ist wirklich eine große Karriere. Und hätte er nicht in der Zeit geritten, in der ich aufgewachsen bin, sondern heute, wäre er vermutlich ein Social-Media-Star. Zu keinem anderen deutschen Jockey gibt es so einen Spruch wie: „Willst du an der Kasse sein, setz dein Geld auf Helfenbein.“ Kultstatus pur!
Andreas Helfenbein:
Vielen Dank. Ich freue mich, hier zu sein.
Oh ja, ich habe so viele Erinnerungen hier – es ist überwältigend. Eine Lücke im letzten Moment, mit Speed die letzten 50 Meter… Ich erinnere mich zum Beispiel an den Sieg mit Schwarzgold für Andreas Löwe. Oder an Sea The Moon, der hier an der Ecke fast die Union verloren hätte – so viele Momente.
Nein, natürlich nicht alle. Aber einige prägende Momente bleiben. Und je mehr man redet, desto mehr kommt zurück. Wenn mir jemand den Namen eines Pferdes nennt, dann kann ich oft den ganzen Rennverlauf noch mal abspielen.
Ja, das ist bei mir weniger eine Frage der Klasse, sondern des Charakters. Ich hatte Sea The Moon nur eine Woche geritten und wusste sofort: Das ist der Beste, den ich je geritten habe. Und das hat sich ja auch bestätigt. Seine Energie zu bestimmten Zeitpunkten – das war einmalig. Zum Beispiel in Röttgen: Da sprang ein Hase raus, er erschrak, machte drei Galoppsprünge – plötzlich war ich bei 180 km/h. Nur Pferde mit Klasse können das.
Genau. Die Engländer sagen dazu: „He had the magic.“ Wenn ich ihn im Galopp ansetzte, ging er an anderen Pferden vorbei, als hätte ich gezaubert. Zwei Längen Vorsprung, bevor ich überhaupt blinzelte. Das gibt Gänsehaut.
Das war eine Katastrophe. Ich habe gelitten wie ein Hund. Habe dann Billard angefangen – morgens nach der Arbeit rein, abends wieder raus. Mein Lehrer war 84, zweimal deutscher Meister. Das hat mir geholfen, den Kopf freizubekommen. Aber Rennen gucken konnte ich lange nicht. Es tat weh.
Ja, ich habe den ehemaligen Stall von Bruno Schütz übernommen. Als ich dort zum ersten Mal wieder drinstand, wusste ich: Wenn ich den bekomme, mache ich es.
Ich will, dass es meinen Pferden und meinem Team gut geht. 20 Pferde wäre ideal, mit 12 bis 15 kann ich schon Gewinn machen. Ich werde niemals ein Pferd zum Rennen treiben, das nicht bereit ist. Ich will ein paar Rennen gewinnen – der Erfolg kommt dann von allein, wenn man alles richtig macht.
Ja, bei einigen war das Vertrauen weg. Jetzt baue ich sie langsam wieder auf. Eine Stute lässt sich inzwischen völlig frei in der Box fertig machen – das ist für mich echte Kommunikation. Auch Hengste wie DX, der zu meiner Frau sofort Vertrauen hatte, zeigen mir: Das ist der richtige Weg.
Meine Frau Maria, auch wenn sie aus Sicherheitsgründen lieber ihrem Job treu geblieben ist. Dann Terence Hellier – ein Geschenk, dass er dabei ist. Wir kennen uns schon lange. Er hat mich nach einem Gespräch im Fitnessstudio einfach angerufen und gesagt: „Ich mach mit.“ Jetzt kümmert er sich um die Boxen, um die Pferde – mit ganz viel Ruhe.
Alexander Pietsch kommt ab März zu mir. Ein toller Pferdemann, mit dem ich schon viele Jahre befreundet bin. Wir waren in Baden-Baden immer im gleichen Hotel, sind morgens zusammen geschwitzt und am freien Tag mit dem Rad über die Berge – naja, fast acht Stunden.
Alle mit langer Geraden – Düsseldorf, Köln, Gelsenkirchen (gibt’s ja leider nicht mehr). Düsseldorf war besonders – da habe ich mit einem Trick viele Rennen von vorne gewonnen. In Köln wollte ich eigentlich auch meinen ersten Starter als Trainer bringen…
Leider nicht. Die Ausschreibung passt nicht. Mein erstes Pferd wäre Kalida gewesen, Schwester von Kölsch. Jetzt muss ich sehen, wo und wann ich starten kann – vermutlich Mitte/Ende März.
Klar werde ich nervös sein – aber das gehört dazu. Diese kindliche Aufregung darf nie verschwinden.
Ja, da steckt viel Herzblut drin. Quarzsand oben drauf, aber das Entscheidende ist die Dämpfung darunter – zertifiziert bis 500 kg. Kein Nachsacken wie am Strand, keine Belastung für die Gelenke. Ich wollte es richtig machen, für die Pferde.
Immer. Ich liebe diese Tiere. Und ich weiß: Mit Vertrauen, klaren Regeln und ohne Gewalt machen sie alles für dich. Das ist wie bei Kindern oder Hunden – nur das Timing ist anders.
Andreas Marpohl – wir kennen uns seit den 90ern. Ein echter Freund. Dazu Holger Renz, Corinna Schreiber, Claudia Strotthoff – mit ihnen fange ich an. Ein schöner Start.
Lamm beim Griechen! Am liebsten, wenn ich mit Holger Renz essen gehe – unser Treffpunkt liegt genau zwischen Stall und Büro. Und: Italienisch liebe ich auch.
Natürlich mein erster Sieg – mit Masaro in Frankfurt. Ein tolles Pferd. Und Sternkönig – ein Gruppe-I-Sieg in Düsseldorf, in Rekordzeit. Aber es sind oft die kleinen Siege mit Pferden, die dir ans Herz wachsen, die besonders bleiben.
Ein Freund von mir, Michael Kaiser. Wir saßen zusammen im Reit- und Fahrverein. Irgendwann hat er das gerufen – und dann hat sich das einfach verselbstständigt.
(Lacht) Wer weiß! Ich freu mich jedenfalls sehr auf die neue Zeit.