09.04.25

„Willst du an der Kasse sein, setz dein Geld auf Helfenbein.“

Interview mit Andreas Helfenbein, geführt von Thorsten Castle
(Interview transkribiert, zum Original-Video-Interview geht es hier)

Thorsten Castle:
Herzlich willkommen zu einer neuen Rubrik. Heute im Interview: Andreas Helfenbein – worüber ich mich sehr freue. Andreas hat mich durch meine gesamte Zeit im deutschen Galopprennsport begleitet. Ich habe ihn bewundert, wenn er im Sattel saß. Zwei Gruppe-I-Siege, 1.665 Rennsiege in Deutschland – das ist wirklich eine große Karriere. Und hätte er nicht in der Zeit geritten, in der ich aufgewachsen bin, sondern heute, wäre er vermutlich ein Social-Media-Star. Zu keinem anderen deutschen Jockey gibt es so einen Spruch wie: „Willst du an der Kasse sein, setz dein Geld auf Helfenbein.“ Kultstatus pur!

Andreas Helfenbein:
Vielen Dank. Ich freue mich, hier zu sein.

Andreas Helfenbein Im Portrait am 06.08.2023 beim Renntag in Düsseldorf. Copyright by Marc Ruehl - Veroeffentlichung nur gegen Honorar (zzgl.MwSt), Namensnennung und Beleg, Bank Routing Number: BIC GENODED1PAF, Bank Account Number: IBAN DE04 3706 2600 1201 6180 17, Steuer-Nr.: 203/5266/0306, Ust_Id_Nr.: De 100281417, Zur Gaulshuette 29, 50181 Bedburg, Phone: +49-(0)2272-83351, www.marcruehl.com, info@marcruehl.com, Speichern in Bilddatenbanken oder Vervielfältigung ist ohne schriftliche Genehmigung nicht gestattet. Für redaktionelle Nutzung - gegen Honorarzahlung - freigegeben. Bei nicht journalistischer Verwendung bitten wir um Rücksprache.
Andreas Helfenbein
Kategorie: Rennbahn-Talk
Wir sitzen hier auf der Zielgeraden in Köln. Ich glaube, du hast hier viele schöne Rennen gewonnen

Oh ja, ich habe so viele Erinnerungen hier – es ist überwältigend. Eine Lücke im letzten Moment, mit Speed die letzten 50 Meter… Ich erinnere mich zum Beispiel an den Sieg mit Schwarzgold für Andreas Löwe. Oder an Sea The Moon, der hier an der Ecke fast die Union verloren hätte – so viele Momente.

Behält man all diese Erinnerungen eigentlich? Bei über 1.600 Siegen

Nein, natürlich nicht alle. Aber einige prägende Momente bleiben. Und je mehr man redet, desto mehr kommt zurück. Wenn mir jemand den Namen eines Pferdes nennt, dann kann ich oft den ganzen Rennverlauf noch mal abspielen.

Sea The Moon hast du angesprochen. Das Derby hat er gewonnen – aber leider nicht mit dir im Sattel. Trotzdem hattest du eine enge Verbindung zu ihm, oder

Ja, das ist bei mir weniger eine Frage der Klasse, sondern des Charakters. Ich hatte Sea The Moon nur eine Woche geritten und wusste sofort: Das ist der Beste, den ich je geritten habe. Und das hat sich ja auch bestätigt. Seine Energie zu bestimmten Zeitpunkten – das war einmalig. Zum Beispiel in Röttgen: Da sprang ein Hase raus, er erschrak, machte drei Galoppsprünge – plötzlich war ich bei 180 km/h. Nur Pferde mit Klasse können das.

Das klingt magisch

Genau. Die Engländer sagen dazu: „He had the magic.“ Wenn ich ihn im Galopp ansetzte, ging er an anderen Pferden vorbei, als hätte ich gezaubert. Zwei Längen Vorsprung, bevor ich überhaupt blinzelte. Das gibt Gänsehaut.

Deine Karriere – nicht nur national, auch international erfolgreich. War es schwer für dich, aufzuhören

Das war eine Katastrophe. Ich habe gelitten wie ein Hund. Habe dann Billard angefangen – morgens nach der Arbeit rein, abends wieder raus. Mein Lehrer war 84, zweimal deutscher Meister. Das hat mir geholfen, den Kopf freizubekommen. Aber Rennen gucken konnte ich lange nicht. Es tat weh.

Heute bist du Trainer – mit eigenem Stall in Köln

Ja, ich habe den ehemaligen Stall von Bruno Schütz übernommen. Als ich dort zum ersten Mal wieder drinstand, wusste ich: Wenn ich den bekomme, mache ich es.

Was sind deine Ziele als Trainer

Ich will, dass es meinen Pferden und meinem Team gut geht. 20 Pferde wäre ideal, mit 12 bis 15 kann ich schon Gewinn machen. Ich werde niemals ein Pferd zum Rennen treiben, das nicht bereit ist. Ich will ein paar Rennen gewinnen – der Erfolg kommt dann von allein, wenn man alles richtig macht.

Du hast einige Pferde übernommen, die psychisch angeschlagen waren

Ja, bei einigen war das Vertrauen weg. Jetzt baue ich sie langsam wieder auf. Eine Stute lässt sich inzwischen völlig frei in der Box fertig machen – das ist für mich echte Kommunikation. Auch Hengste wie DX, der zu meiner Frau sofort Vertrauen hatte, zeigen mir: Das ist der richtige Weg.

Apropos Team – wer gehört dazu

Meine Frau Maria, auch wenn sie aus Sicherheitsgründen lieber ihrem Job treu geblieben ist. Dann Terence Hellier – ein Geschenk, dass er dabei ist. Wir kennen uns schon lange. Er hat mich nach einem Gespräch im Fitnessstudio einfach angerufen und gesagt: „Ich mach mit.“ Jetzt kümmert er sich um die Boxen, um die Pferde – mit ganz viel Ruhe.

Und weitere Weggefährten

Alexander Pietsch kommt ab März zu mir. Ein toller Pferdemann, mit dem ich schon viele Jahre befreundet bin. Wir waren in Baden-Baden immer im gleichen Hotel, sind morgens zusammen geschwitzt und am freien Tag mit dem Rad über die Berge – naja, fast acht Stunden.

Gibt es Rennbahnen, die du besonders magst

Alle mit langer Geraden – Düsseldorf, Köln, Gelsenkirchen (gibt’s ja leider nicht mehr). Düsseldorf war besonders – da habe ich mit einem Trick viele Rennen von vorne gewonnen. In Köln wollte ich eigentlich auch meinen ersten Starter als Trainer bringen…

...aber das klappt nicht

Leider nicht. Die Ausschreibung passt nicht. Mein erstes Pferd wäre Kalida gewesen, Schwester von Kölsch. Jetzt muss ich sehen, wo und wann ich starten kann – vermutlich Mitte/Ende März.

Und wie fühlt sich das an

Klar werde ich nervös sein – aber das gehört dazu. Diese kindliche Aufregung darf nie verschwinden.

Du hast auch viel über die Führmaschine erzählt, die du extra hast bauen lassen

Ja, da steckt viel Herzblut drin. Quarzsand oben drauf, aber das Entscheidende ist die Dämpfung darunter – zertifiziert bis 500 kg. Kein Nachsacken wie am Strand, keine Belastung für die Gelenke. Ich wollte es richtig machen, für die Pferde.

Und alles, was du tust, scheint immer aus Sicht der Pferde zu geschehen

Immer. Ich liebe diese Tiere. Und ich weiß: Mit Vertrauen, klaren Regeln und ohne Gewalt machen sie alles für dich. Das ist wie bei Kindern oder Hunden – nur das Timing ist anders.

Wer unterstützt dich von Anfang an

Andreas Marpohl – wir kennen uns seit den 90ern. Ein echter Freund. Dazu Holger Renz, Corinna Schreiber, Claudia Strotthoff – mit ihnen fange ich an. Ein schöner Start.

Gibt’s denn ein Lieblingsessen, bei all dem Training

Lamm beim Griechen! Am liebsten, wenn ich mit Holger Renz essen gehe – unser Treffpunkt liegt genau zwischen Stall und Büro. Und: Italienisch liebe ich auch.

Du hast schon viele Erfolge gefeiert – welcher war besonders

Natürlich mein erster Sieg – mit Masaro in Frankfurt. Ein tolles Pferd. Und Sternkönig – ein Gruppe-I-Sieg in Düsseldorf, in Rekordzeit. Aber es sind oft die kleinen Siege mit Pferden, die dir ans Herz wachsen, die besonders bleiben.

Zum Schluss noch eine Frage: Wer hat den Spruch erfunden – „Willst du an der Kasse sein, setz dein Geld auf Helfenbein“

Ein Freund von mir, Michael Kaiser. Wir saßen zusammen im Reit- und Fahrverein. Irgendwann hat er das gerufen – und dann hat sich das einfach verselbstständigt.

Und jetzt – mit dem Trainerdasein – wird aus dem Spruch vielleicht bald: „Setz dein Geld auf Trainer Helfenbein.“

(Lacht) Wer weiß! Ich freu mich jedenfalls sehr auf die neue Zeit.

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